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Country, Blues und Rock n’ Roll in Tennessee
(Nashville und Memphis)

Es Vögeli mit unbrochnä Flügu − Ist es wohl die Vorfreude auf Nashville, welche Lulu an diesem Morgen Flügel verleiht? Bei einem WC-Stopp immitiert sie nämlich einen Vogel und «fliegt» mit grossen Armbewegungen (Flügelschlägen) in den Tankstellenshop. Ihr Tun wird ihr erst bewusst, als sie keine Hand frei hat, um die Toilettentüre zu öffnen. Kein Wunder haben uns die Tankstellenbesitzer beim Eintreten so gemustert. Dabei wollten wir doch möglichst unauffällig sein, weil wir nur die WC’s benutzen, ohne zu tanken. 

Am frühen Nachmittag treffen wir auf dem Campground in Nashville ein. Nach einer weiteren Räumungsaktion gehen wir auf die Suche nach Gaskartuschen für unseren mitgebrachten Kocher. Dieses Unterfangen erweist sich schwieriger als erwartet, da man in den USA andere Anschlüsse hat und vor allem Propan und nicht Propan/Butan-Mischungen oder reines Butan verwendet wird. Im riesigen Outdoorgeschäft von Bass Pro finden wir nebst fachkundiger Beratung (wegen des Südstaatenakzentes aber schwer zu verstehen) zumindest Reinbenzin für unseren kleinen Camping-Kocher. Endlich können wir selber für warme Mahlzeiten sorgen. (Anm d. Red. Die Motivation hält nicht allzu lange an. Gekocht wird relativ selten :-).

 

Honky Tonky − Nach der Shopping-Tour geht’s nach Downtown Nashville. Die erste Knacknuss des Abends erwartet uns beim Parking. Eine grosse Tafel mit den Nummern der Pakrplätze und daneben je ein klitzekleiner Schlitz für das Geld. Vorauszahlen ist nötig, da der Wagen sonst abgeschleppt wird. Also falten wir eine $5 Note mindestens 8x und quetschen sie in den Schlitz. Wie der stündlich vorbeikommende Aufseher die genaue Kontrolle hat, ist uns unklar aber eigentlich auch egal.

Vielleicht waren unsere Erwartungen an Nashville im Vorfeld etwas zu gross, vielleicht liegt es auch daran, dass noch nicht Hochsaison ist. Jedenfalls haben wir den Eindruck, dass die Stadt sehr ruhig ist. Einzig in den Bars und Restaurants entlang des Broadways kommen wir auf unsere Kosten und geniessen die südliche Küche und Live-Musik.

 

Jeder hat seine Macken − Zeitig kehren wir zu Nanuq zurück, schliesslich wollen wir nicht riskieren, dass er abgeschleppt wird. Aber Nanuq hat noch keine Lust, dem Nachtleben den Rücken zu kehren. Markus versucht vergeblich den Zündschlüssel im Schloss zu drehen und so den Motor zum laufen zu bringen. Lulu glaubt zuerst, Markus wolle sie verarschen aber wir stecken tatsächlich fest. Was nun? Links und rechts verlassen die Autos den Parkplatz. Die Polizei dreht fleissig ihre Runden und wir... ? Wir kommen uns vor wie die Oberdeppen. Die Verzweiflung ist gross und die Lage ungemütlich. Schliesslich können wir uns aber doch noch aus der hoffnungslos wirkenden Situation befreien. Sehr festes Rütteln am Steuerrad ist des Rätsels Lösung.

 

Die Versuchung − Am Morgen des 14. Aprils besichtigen wir das Gaylord Opry Land Hotel in Nashville. In diesem Hotel hat es mehrere mit riesigen Glaskuppeln überdachte Innenhöfe, welche dank Wasserfällen, Flüsschen, Pflanzen, Inselchen, Vögeln, Fischen und Bistros richtige Ferienstimmung aufkommen lassen. Lulu gefällt es so gut, dass sich Markus schon mal provisorisch nach den Preisen erkundigt. Wir können der Versuchung und wohl vor allem dem Preis von rund $200 dann doch wiederstehen :-).

 

Almost free Amigo − Wir verlassen die Country-Stadt Nashville in Richtung Memphis, der Stadt des Blues und Rock n’Roll. Auf dem Campground am Elvis Presley Boulevard erwarten uns zwei lustige Herren. Es scheint, als hätten die beiden den Campground gerade erst heute übernommen. Wieviel kostet nun ein Zeltplatz? Sie wissen es selbst nicht so genau. Markus: «Let’s make a deal.» «Okay, what would you say about $12» Wir freuen uns über dieses günstige Angebot und nehmen den Deal an. Wir sind noch sehr früh in der Saison und so kommt es öfters vor, dass die Campgrounds und ihre Besitzer noch nicht ganz so gut organisiert und routiniert sind, wie zur Hauptreisezeit. Dies hat den Vorteil, dass man mit den Besitzern ins Gespräch kommt und wir meist frei einen Platz wählen dürfen.

Nachdem wir unsere Lebensmittelvorräte aufgestockt haben (für einmal nicht im Wal Mart), fahren wir mit Nanuq zur unter Musikfreunden bekannten Beale Street. Zur Zeit ist die Strasse mit irgendwelchen schnittigen Autos versperrt, die für einen Werbespot gefilmt werden. Würde Nanuq da nicht wunderbar reinpassen? Zu Fuss gehen wir mehrmals die Beale Street rauf und runter, schauen und hören in die verschieden Lokale rein und schleichen uns kurz ins Pat O’Brians, wo ein feucht-fröhlicher und lauter Privatanlass im Gang ist. Auf der Terasse von Alfred’s und mit Miss Piggy im Rücken, geniessen wir unsere Burger und beobachten das Treiben unten auf der Strasse.

 

The King of Rock n’Roll − Am kommenden Morgen gehen wir vom Campground zu Fuss den Elvis Presley Boulevard runter nach Graceland. Im Minibus wird man zum Eingang von Elvis’ ehemaligen Domizil gefahren, um sich dort mit Kopfhörern und Audiogeräten bewaffnet auf einen Rundgang durch Wohn- und Esszimmer, Küche, Keller, den Hinterhof und natürlich vorbei am Grab zu begeben. Über die Kopfhörer erhält man Informationen über das Leben des Kings, seine Erfolge und dessen negativen Auswirkungen. Trotz den Originalschauplätzenbleibt das Ganze ziemlich unfassbar. Der durch die Touristenmassen verursachte Trubel macht es uns schwer, sich vorzustellen, dass Elvis und seine Leute hier wirklich gelebt und Parties gefeiert haben.